Spat = Osteoarthropathia deformans tarsi

2020-05-11T14:07:31+00:00

Spat = Osteoarthropathia deformans tarsi Die Osteoarthropathia deformans tarsi ist eine unter Reitern bekannte und gefürchtete, umgangsprachlich als Spat bezeichnete, Erkrankung des Sprunggelenks eines Pferdes. Spat kann als Sammelbegriff für alle schmerzhaften Prozesse im Bereich des Sprunggelenks mit Folge einer Ankylosierung (=Versteifung) des Gelenks genutzt werden. Es gibt je nach Autor verschiedene Definitionen zum Thema Spat, jedoch handelt es sich meist um eine chronisch deformierende Arthrose, die unterschiedliche Ursprünge haben kann (Schubert, 2010). Der Großteil der beschriebenen Spat-Veränderungen bezieht sich auf Zubildungen im und außerhalb des Gelenks. Es gibt aber auch Fälle, bei denen lytische Bereiche zu finden sind, also Bereiche, in denen Knochen und Gewebe zersetzt werden (Kretschmer, 2015). Die Erkrankung betrifft vor allem die straffen Gelenketagen des Sprunggelenks, aber zunächst beschreibe ich den Aufbau und die funktionelle Anatomie des Tarsalgelenks (Schubert, 2010): Das Sprunggelenk besteht aus mehreren Gelenkreihen mit je mehreren Knochen. Eine schematische Darstellung ist in der Abbildung links zu finden. Die oberen Gelenkreihen (grün und blau) haben die größte Bewegungsmöglichkeit (bis zu 80%). Die unteren Reihen sind sogenannte „straffe Gelenke“ oder „Amphiarthrosen“, die hauptsächlich der Stoßabfederung dienen. In diesen unteren Reihen findet die Spaterkrankung meist ihren Ursprung. Vielleicht haben einige schon mal von der sogenannten Spatsehne gehört. Diese stellt eine der beiden Endsehnen des Musculus tibialis cranialis dar, der zur Beugung des Sprunggelenks aktiv beiträgt. Dieser Muskel befindet sich auf der Vorderseite der Hinterbeine und verläuft von der Außenseite des Knies mit einer Endsehne zum vorderen Teil des Röhrbeins (Os metatarsale) und mit einer weiteren Endsehne an die Innenseite des Sprunggelenks. Diese setzt dort an dem Os tarsale primum et secundum (s. Abb. violetter Knochen) an und bildet die Spatsehne. Unter dieser Ansatzsehne ist ein Schleimbeutel eingelagert, der die starke Reibung zusätzlich verringert (König und Liebich, 2005). Beim Auftreten auf den Boden wird das Sprunggelenk gestreckt und dieser Muskel wird gedehnt (Dietrich et al., 2003). Dabei kommt Zug auf die Ansatzsehne und das Os tarsale primum et secundum wird gegen das Os tarsi centrale (s. Abb. gelber Knochen) gezogen, welches wiederum gegen die umgebenden Knochen, vor allem das Os tarsale III drückt. Bei einem gesunden Gelenk werden diese Stöße bzw. die Reibung durch die Knorpelschicht und die Gelenkflüssigkeit (=Synovia) zwischen den Knochen minimiert (Kretschmer, 2015). Wie kommt es nun zur Spat-Erkrankung? Durch unterschiedliche Gründe (z.B. Vererbung, Fehlstellungen in den Gliedmaßen, mangelhafte Hufpflege oder falsche Haltung/Fütterung) kann es zu einer vermehrten Belastung des Sprunggelenks (v.a. medial also am Beininneren) kommen. Durch die übermäßige Belastung kann sich eine Knochenhautreizung oder Schädigung des Gelenkknorpels entwickeln, welche sich über eine akute Entzündung zu einer Arthrose weiterentwickeln kann (Kretschmer, 2015). Der Körper versucht nach der Knorpelschädigung durch Knochenzubildungen, sogenannte Osteophyten, die Reibung zu vermindern. Das führt allerdings auch dazu, dass die Beweglichkeit innerhalb des Gelenks abnimmt und die Zubildungen wieder zu neuen Reizungen an anderer Stelle führen können. Dieser Prozess der Verknöcherung und ständigen Reibung und Entzündung ist für das Pferd sehr schmerzhaft. Ist dieser Vorgang der Versteifung abgeschlossen,